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So könnte die Klimakatastrophe aussehen

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Ein Artikel von Michael Voit (geb. Hartl)

Wir sind in Australien. Anfang des Jahres. Die Waldbrände wurden immer stärker – und rückten näher. Und plötzlich steht Dein Zuhause, Dein Hab und Gut in Flammen. So erging es unzähligen Menschen.

Im Fall der Autorin Margi Prideaux kommt der Punkt dazu, dass Sie damit Opfer des Klimawandels wurde, obwohl sie seit langer Zeit dagegen ankämpft. Sie und ihre lokale Gemeinde wurden von den Waldbränden heimgesucht, der nicht unterscheiden, wer ihn mitverursacht hat. Und so werden Menschen, die sich mit dem Klima beschäftigt haben oder nicht, die es geschützt haben oder nicht, schlagartig in eine der Folgen der Klimakrise hineingeworfen.

Daraus könnten Vorwürfe und ungute Anschuldigungen entstehen. Oder ein Buch.

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Autorin Margi Prideaux

Der Artenschutz- und Meeres-Campaigner Nicolas Entrup möchte Margi Prideaux mit einem Crowdfunding dabei unterstützen, sich neben dem Wiederaufbau Ihres Zuhauses nun genau dem zu widmen: Ein Buch über den dramatischen Weg der Menschen in ihrer Gemeinde zu erzählen – und dabei aufzuzeigen, was wir alle daraus lernen können.

Michael Voit: Du hast ein Crowdfunding gestartet, um ein Buch vorzufinanzieren. Es soll um die Klimakatastrophe gehen. Was daran wird neu, anders, spannend sein?

Nicolas Entrup: Das Außergewöhnliche an diesem Buchprojekt ist, dass die Autorin zum einen selbst von den Auswirkungen der globalen Erwärmung und ihrer Konsequenzen betroffen und gleichzeitig eine der erfahrensten Kampaigner im Bereich des Wildtierschutzes ist. Dr. Margi Prideaux, die ich seit Jahren durch die Arbeit in internationalen Umwelt- und Artenschutzgremien kenne, hat am 3. Jänner 2020 ihr Hab und Gut in den Flammen auf Kangaroo Island, Australien, verloren.

Dazu muss man auch wissen, dass sie zuvor über mehrere Jahre hinweg erfolgreich aktiv gegen die Ölerschließung in den Gewässern vor der kleinen australischen Insel südlich von Adelaide gekämpft hat. Es ist eine bittere Ironie des Schicksals, dass es dann genau diese Person trifft, die die Konsequenzen der Verbrennung fossiler Brennstoffe am eigenen Leib zu spüren bekommt.

Wer also ist geeigneter die Erfahrungen und Erkenntnisse einzubringen als auch zu verarbeiten als diese Frau? Ich denke, dass Frau Prideaux das Thema im globalen Kontext versteht, die Mechanismen der Politik kennt und nun auch eigene Erfahrungswerte der lokalen Gemeinde einbringen kann. Am Ende des Tages geht es darum, wie Menschen zusammenhalten, sich gegenseitig unterstützen, um existenzielle Krisen zu meistern.

Michael Voit: Mit Deiner Organisation Shifting Values investierst Du Zeit und auch Geld in diese Kampagne. Vom gesammelten Geld nehmt ihr laut der Crowdfunding-Seite nichts. Warum machst Du das?

Nicolas Entrup: Es ist korrekt, wir werden keinen Cent der Kampagne bei uns einbehalten, sondern die eingeworbenen Betrag 1:1 weiterleiten und auch eigens noch spenden. In all den Jahren, in denen ich Margi Prideaux kenne, hat sie mehrmals unsere Tätigkeiten uneigennützig unterstützt. Wir arbeiten eng zusammen, um Unterwasserlärm, den die Ölindustrie bei der Suche nach neuen Ölquellen im Meer erzeugt, zu reduzieren bzw. eben ganz zu unterbinden. Hierbei konnte ich stets auf Margi Prideauxs Unterstützung zählen, aber auch die ihres Mannes, der Toningenieur ist und somit sehr viel von Akustik versteht.

Da ist es Zeit, auch etwas zurückzugeben.

Bei dem Projekt geht es ja nicht um Unterstützung einer Existenz, sondern es Margi zu ermöglichen, dass sie sich jetzt dem Schreiben des Buches widmen kann und nicht neben dem Neuaufbau der Existenz auch noch gezwungen ist, Vertragsarbeiten anzunehmen, die es ihr unmöglich machen, das Buch zu schreiben. Ich finde, es ist ein Buch, das einfach geschrieben werden muss! Sie hat viel zu sagen und ich möchte, dass dies, was sie zu sagen hat, Gehör findet!

Michael Voit: Wenn jemand kein Geld hat, um dieses Projekt monetär zu unterstützen – kann diese Person trotzdem irgendwie helfen?

Nicolas Entrup: Ja, und zwar egal wo man lebt. Margi und ihr Mann erfuhren in den letzten Wochen Hilfe von Backpackern, die nach den Feuern den Leuten vor Ort geholfen haben, um Zäune oder Wasserleitungen zu reparieren, wiederaufzubauen usw. Unsereins fernab, kann Information über das Projekt streuen und im Freundeskreis werben. Ich würde mich auch freuen, wenn man die Updates der Crowdfunding-Seite liest, da in kurzen Geschichten, sehr viel Interessantes kommuniziert wird.

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Nicolas Entrup

Wir können uns lokalen Initiativen anschließen und im Kollektiv einen Beitrag für weniger CO2 Emission leisten. Egal, ob Fridays for Future, NGOs, wie OceanCare, die sich gegen die Ölsuche in den Meeren einsetzt, … wir alle können einen Beitrag leisten. Letztendlich geht es darum, dass wir – die Zivilgesellschaft – uns verstärkt in den politischen Diskurs einbringen und dadurch auch wieder verstärkt beachtet werden.

Michael Voit: Im Buch soll es um die lokale Gemeinde gehen, in der die Autorin Margi lebt. Um den Weg der Menschen in der Region von der Klima-Apathie bis zu dem Moment, an dem sie zu Zeugen einer globalen Klimakrise werden. Was können andere davon lernen?

Nicolas Entrup: Da bin ich ja selbst gespannt, was Margi berichten wird. Was ich aber aus den Telefonaten mit ihr bereits jetzt schon sagen kann ist, dass die Begriffe der Solidarität und Toleranz eine neue Dimension bekommen. Zusammenhalt unter Menschen mit unterschiedlichen Interessen.

Gleichzeitig schrumpft die Akzeptanz gegenüber leerer politischer Rhetorik, Versprechungen, die nicht eingehalten werden oder gegenüber jenen Menschen und Netzwerken, die weiterhin uns Sand in die Augen streuen und die Klimakrise immer noch schönreden.

Ich kann nur hoffen, dass die Erlebnisse und daraus entstandene Wut, in Protest kanalisiert werden und nicht verflachen. Und genau dabei soll das Buch einen wertvollen Beitrag leisten. Es wird am Jahrestag veröffentlicht, an dem Margi ihr Hab und Gut verloren hat: am 3. Januar 2021.


Alle Informationen zum ProjektA preview of climate catastrophe – The book that needs to be written.” und die Möglichkeit, es ganz direkt zu unterstützen findest Du auf der zugehörigen Kickstarter-Seite.

Kickstarter ist ein Crowdfunding-Tool, mit dem Menschen Projekte und Ideen durch viele kleine Geldgaben finanzieren können. Für das Geben von Geld bekommt man meist ein kleineres oder größeres Dankeschön.

Der Beitrag So könnte die Klimakatastrophe aussehen erschien zuerst auf NANU.


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